Guten Morgen und schönen Dienstag hier aus der Kabine des Troubadours. Allmählich beginnen die neunstündigen Schlafsessions zu wirken. Währenddessen träume ich unfassbar viel Zeug. Das ist für mich ein Indiz, dass das Hirn am verarbeiten ist.

Und verarbeiten ist immer gut.

So! Und nun zu dir.

Wir war’s gestern? *zwinker*

Hast du den Diem gekapert, wie wir es ausgemacht haben? Hast du gemäß der kosmischen Gesetzmäßigkeiten gehandelt und die Welt verbessert?

Erzähl mir davon!

Ich für mein Teil habe zumindest nicht gegammelt. Ich habe das eine oder andere Arrangement fertiggestellt, die abscheuliche Knochenarbeit namens E-Mails schreiben und Telefonate führen, hinter mich gebracht und den Abend schließlich mit meinem herzallerliebsten Besuch aus Linz verbracht und versucht, mein Privatleben auf die Reihe zu kriegen.

Im Endeffekt zählt eh nur der Versuch. Denn am Ende des Tages kannst du voller Überzeugung von dir behaupten: Ich habe mein Bestes gegeben.

Fertig.

Ich hab neulich während meiner Analyse zu Thomas Manns „Tod in Venedig“ ein wenig Sekundärliteratur herangezogen und dabei das gefunden:

„In seinem aufrichtig-idealistischen Streben nach Wahrheit und Schönheit ist der Künstler notwendig konfrontiert mit Sinnlichkeit und Leidenschaft. In dieser fatalen Verkettung riskiert er immer aufs Neue seinen Verstand.“ (Klaus Dautel)

I like that one!

Selbst völlig aus dem Kontext gerissen, ergibt dieser Satz sehr viel Sinn für mich. Was meinst du? Können wir dem „aufrichtig-idealistischen Streben nach Wahrheit und Schönheit“ die Schuld geben? Kann solch ein nobles Bestreben zu solchen Katastrophen führen?

Sind gescheiterte Beziehungen, Kokainsucht und Promiskuität ohne Ende, welche allesamt unweigerlich zu absolutem Realitätsverlust und wahnhaftem Verhalten führen, in Wahrheit das Resultat eines wissensdurstigen, harmoniebedürftigen Herzens?

Ich weiß, dass ich in diesem Augenblick extrapoliere.

Keine Ahnung. Vielleicht interpretiere ich auch zu viel da hinein. Oder ich gehe wieder einmal vom Schlimmsten aus.

Aber Tatsache ist, dass des impulsiven Künstlergeistes Konfrontation mit Sinnlichkeit und Leidenschaft Hand in Hand mit einem risikoreichen Lebenswandel gehen. Der edle Hintergrund wird von den meisten Leuten, allen voran von den Betroffenen, gerne übersehen.

Ich will da auch gar nicht weiter herum analysieren, das Statement steht für sich und benötigt keinen Kommentar. Kurze Frage: Wäre ein kommentierter Aufsatz über Sekundärliteratur dann Tertiärliteratur? Begehe ich gerade tertiärliterarische Inzucht? Bin ich ein krankes Schwein, wenn ich das irgendwie geil finde?

Genug, Professor!

Es reicht jetzt.

Ich gönn mir jetzt einen romantischen Weihnachtsmarktbesuch und versuche die Kälte, die mein tiefstes Innerstes umklammert hält, irgendwie zu vertreiben.

Vergiss nicht: Es zählt nur der Versuch!

Möge die Macht mit dir sein, mein Bruder/meine Schwester.

In Gedanken bei dir

Jannis Raptis

 

 

(Jannis Raptis, „Ansichten eines Troubadours“ Blog 2016, www.jannisraptis.com)

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