„Ceylon ist ganz 1001 Nacht, heiß und bunt und betäubend wie Opium. Die heimatliche Hitze des Sommers wird hier in der Erinnerung zur abendlichen Kühle, die Sonne blendet prall und die Singalesen lächeln kindersanft…“

Das waren die Worte Hermann Hesses, als er seine Reiseerinnerungen niederschrieb, und ich, der ich mich nun auch meinerseits auf Ceylon – oder Sri Lanka, wie man seit 1972 sagt – befinde, kann mich ihm wie immer nur anschließen.

Ich schwitze in Sturzbächen. Und das ist gut.

Ob ich mich mit dem „kindersanften Lächeln“ der Einheimischen anfreunden kann, bleibt abzuwarten. Bislang hatte ich eher das Gefühl, als wandelndes Dollarzeichen betrachtet zu werden. Freilich, ein durchaus ärgerlicher Umstand, aber sobald mein Blick die endlosen Weiten des Ozeans erheischt, ist jedes Gefühl des Unwohlseins fortgespült.

Nach einer Woche des Urlaubes in meinem griechischen Strandhaus (Oh, jetzt komm schon!) stieg ich gedankenversunken, aber entschlossen in die betagte Flugbarke arabischer Nationalität und erreichte vor knapp einer Woche in aller Frühe die Westküste der tränenförmigen Insel. Noch bin ich allein, denn – wie du vielleicht weißt, falls du den Blog seit dessen Anfängen verfolgst – aus meiner Sicht gibt es kaum eine schönere Art des Reisens.

Allein und ausgespuckt am Ende der Welt, mit nichts als einer angeknabberten Kreditkarte, einem Reiserucksack und meinem tollen Aussehen (*hust*) stelle ich mich nun dem inneren Dämon, der mich leiden lässt, und beginne mit der Selbstheilung.

Tatsächlich kehrte Ruhe ein – es begann bereits in Griechenland bei einem Glas Ouzo – als mir plötzlich wieder klar wurde, wer ich bin und was ich tue. Ja, du hast richtig gehört. Ich atmete drei Mal tief durch und kehrte zurück, dorthin, wo ich bereits mit blutigen Fingernägeln und noch blutigerem Keuchhusten heraufgeklettert war.

Denn das Tückische an der Erleuchtung (ich hasse dieses Wort by the way) ist, dass sie kommt und geht, wie es ihr beliebt.

Doch es ist wie beim Muskeltraining. Hast du ein bestimmtes Level schon erreicht, kommst du nach längerer Pause schneller wieder in Form. Dennoch: Wieso neigen wir dazu, ständig abzustürzen, obwohl wir ohnehin wissen, dass es ab einem gewissen Punkt kein Zurück mehr gibt?

Ich denke, es geht um Verantwortung. Ich für mein Teil scheine einen inneren Mechanismus rattern zu haben, der sich vor eben dieser drückt. Dabei weiß ich, dass es niemals wieder zurück geht. Nur nach vorne – mit immer mehr Wissen um die Wahrheit. Einer Wahrheit, die das Leben in dieser Dimension erschwert, ja geradezu unerträglich macht.

Aber diesmal war es anders. Es kehrten Trost und Ruhe ein.

Ich erinnerte mich an dieses einzigartige Gefühl, das mich in meinen hellsten Momenten durchdrungen hatte und das ich nun auch intellektuell nachvollziehen kann und versuchen möchte, wiederzugeben.

Ich behaupte aus tiefster Überzeugung, dass unser Dasein hier mit einem Traum vergleichbar ist. Wir sind hier und während wir unser Leben erleben, ist dieser Traum unsere unmittelbare Realität. Nichts daran ist verkehrt und nichts davon ist Lüge, wie ich oft geschimpft habe.

Es ist genauso Teil des Ganzen wie alles, was vorher und nachher geschah und geschehen wird.

Doch es ist zweifellos eine Zwischenstation. Mehr denn je wird mir klar, dass meine Inkarnationen auf dieser Ebene sich ihrem Ende neigen, vermutlich ist diese sogar meine Letzte hier. Das zu erkennen – ich meine damit, herauszufinden, wo man steht – erachte ich als notwendig. All die Missverständnisse in dieser Dimension, die für den Großteil der Probleme verantwortlich sind, fußen darauf. Wir mögen uns alle sehr ähneln und derselben Spezies angehören – und das zu erkennen wäre überhaupt mal ein Fortschritt – aber gleichzeitig befinden wir uns alle auf verschiedenen Etappen unserer Reise.

Das darf man keinesfalls wertend interpretieren. Jeder ist woanders auf seiner Reise und in gewisser Weise „allein“. Dennoch. Hast du nicht bereits die Erfahrung gemacht, Leute anzuziehen, die entweder in einem ähnlichen Frequenzlevel schwingen oder aber, die dir unter die Arme greifen, um dein eigenes Potential auszuschöpfen?

Wie wichtig nur ist es, sich selbst zu kennen! Und das sage ich als jemand, der lange, lange Zeit verloren war und nach wie vor, trotz immenser Fortschritte, immer wieder ins Bodenlose abdriftet. Zu wissen, dass man einen Weg zu gehen hat, ebenso wie jeder andere innerhalb dieser Dimension, und vor allem, nachsichtig zu sein, liebevoll und geduldig, sollte Jedermanns Bestreben sein.

Das bedeutet: Vernichten des Egos, Seelenpflege und Reflexion.

So einfach wäre die Welt.

Aber aus mir unerklärlichen Gründen, denkt fast niemand in diese Richtung. Es geht nur ums Ego, um Leistung und Profit. Um Kontrolle statt Beobachtung und um Seilschaften anstatt von Freundschaften.

Der Großteil der Menschheit schwingt in einem niedrigen Level. Noch. Die meisten, so denke ich, sind noch völlig am Anfang ihrer Inkarnationen hier, haben noch nicht viel gelernt, sind junge Seelen. Sie sind die Kindermenschen, wie Hermann Hesse sie so schön nennt und was mir gerade völlig unvorhergesehen in den Sinn kommt.

Aus dem Einen wurden die Zehntausend Dinge, wie Lao Tsu schon im Tao te king (Daodejing) schrieb, dem wichtigsten Werk des Taoismus. Das habe ich nun begriffen. Aus der Urkraft, dem All – Gott, von mir aus – entsprang das Leben in Form zahlloser Seelen. Das ist das Wunder des Lebens. Abermillionen von Seelen schwirrten plötzlich anstelle einer Urseele durchs All und manche nahmen ein Bewusstsein an. Ich erkläre mir das Dasein des Menschen genau so; die Manifestation einer Seele, die nach Bewusstsein gestrebt hat.

Und wer an die Seele glaubt und nicht ans Nichts, der wäre ein Tor, anzunehmen, dass die Seele so schnell ein Ende findet.

So wie alle Manifestation eben dieser, ist auch die Seele, das Chi, die Macht, Prana, Mana, nenn‘ es wie du willst, den Gesetzen des Kosmos unterworfen. Puls. Wellen. Rhythmus.

Energie kann nicht einfach verschwinden, sie kann nur umgewandelt werden.

Das bedeutet, auch die Seele vergeht nicht und erst recht erlebt sie keinen Stillstand. Sie manifestiert sich wieder und wieder, bis sie reift, und mithilfe eines erwachten Bewusstseins des Spieles überdrüssig wird, bis sie Wahrheit und Tao begriffen hat und ins All-Eine zurückkehrt.

Ich denke, das ist es, wie die Sache funktioniert.

Mal angenommen, ich habe recht und das erwachte Bewusstsein führt zur – ich nenn‘ es mal ganz geschwollen – Seelenreife. Ganz praktische Frage: Wie erwacht das Bewusstsein?

Auch darauf weiß ich plötzlich ganz klar die Antwort.

Die Seele muss bereit sein. Sie muss es aus ihren Tiefen wollen. Wobei der Wille an dieser Stelle vielleicht nicht das korrekte Wort ist. Sie muss evolutionstechnisch zumindest in einem Stadium des Voranschreitens sein. Sie muss sich nach Fortschritt sehnen.

Das Große ist im Kleinen enthalten und umgekehrt – so, wie das Tao schon sagt. So, wie das Ei gebrütet wird und schließlich ein Küken heranreift, aus dem Ei schlüpft, lebt und stirbt, genauso ist es mit der Seele, denke ich. Dabei spielt Zeit selbstverständlich eine gänzlich andere Rolle. Aber was bedeutet Zeit schon für das All?

Bevor wir hier überhaupt weiterlesen, müssen wir uns einig sein, dass Zeit, Raum oder noch absurder Tagesablauf, Gedanken, Sprache oder noch eine Spur absurder Geld, Arbeit, Politik und Religion alles nur Parameter der sehr begrenzten Dimension hier sind.

Wer noch zu sehr in diesen Parametern feststeckt, wird mich – so, wie es regelmäßig der Fall ist – entweder für einen Verrückten, einen Taugenichts oder gar einen Sozialfaschisten abstempeln.

Das ist in Ordnung. Wie gesagt: Geduld und Nachsicht. Jeder stiftet sein eigenes Dasein, wenige haben einen klaren Blick auf das Gesamte. Und auch das ist nicht wertend gemeint, sondern nur deskriptiv.

Blenden wir also sämtliche Parameter dieser Dimension aus und blicken aufs Ganze, erschließt sich uns die Größe und Komplexität des Universums und wir können uns ernsthaft fragen, wer wir sind und was wir tun.

Das, kombiniert mit einer Seele, die nach Fortschritt strebt, ist der Beginn des „Aufstiegs“ oder der „Erleuchtung“, wobei ich beide Ausdrücke nicht treffend finde, da sie einerseits wertend sind und zweitens eher nach dem selbstgefälligen Eierschaukeln eines Egozentrikers klingen.

Und dann beginnt die Arbeit.

Ich bin oftmals verzweifelt und war der Panikattacke nahe, als plötzlich GAR nichts mehr einen Sinn für mich hatte. Sobald ich diese Erde, deren Regeln und die Parameter, die für mich Gefängnis bedeuteten, erkannt hatte, kam mir der ganz und gar unerträgliche Gedanke: Nichts hat einen Sinn.

Nun. Jetzt kann ich dir auch erklären, woher meine plötzliche Wandlung kommt. Der Trost, von dem ich vorher sprach.

Wir sind hier, in diesem Level. Gut. Wieso tun wir also nicht das Beste, um voranzukommen? Um dem natürlichen Lauf der Dinge zu folgen? Wer bis hierher gelesen hat, ist vermutlich in einem ähnlichen Stadium wie ich und wird mich verstehen. Wer sich in einer gänzlich anderen Etappe seiner Reise befindet, wird vermutlich längst weggeklickt haben, sei es, weil er das alles schon hinter sich hat oder weil er noch nicht bereit dazu ist.

Also. Wenn alles seinen Lauf nimmt und der Hahn kräht und der Kindermensch sein Hot Dog in sich reinstopft und sich nicht über Weltpolitik und tägliche Scheißarbeit beschwert, können Du und Ich doch auch unseren Weg gehen!

Denn ganz gleich, was die „Gesellschaft“ sagt (was ist das schon? Nur die Meinung der allgemeinen Mehrheit, fertig!), müssen wir unseren Weg gehen. Ablenkungen ohne Ende, ja. Schmach ohne Ende, ja.

Aber wer wirklich bereit ist, der wird weitergehen.

Diese Dimension, in die wir hineingeboren sind, hab ich nun erkannt und ich werde versuchen, nicht länger zu leiden. Ich werde dieses Leben wie ein Fest zu Ende leben und all die Aspekte der Manifestation, die hier zugegen sind, feiern!

Das Leben ist kurz und wenn du außerdem noch spürst, dass du hier wahrscheinlich bald fertig bist, mischt sich eine süßliche Nostalgie in das Ganze. Genieß es, lass dich von nichts und niemandem stressen und kultivier parallel deinen Geist, um die Pforten zu öffnen.

Denn wie gesagt: Hier beginnt auch die Arbeit.

Mit Reflexion, Konzentration, Fokus, Meditation, körperlicher Übung und absoluter Achtsamkeit hast du deine Tools. Dazu brav feiern, trinken, essen, Liebe und Musik machen und der Sechser im Lotto ist gewiss.

Es freut mich, hier zu sein, weil ich weiß, dass ich aus meinem Kokon schlüpfe wie ein Schmetterling. Und wenn jeder über sich selbst wüsste, in welcher Situation er gerade steckt, wäre diese Welt eine Einfachere.

Alle Bewusstseine entsprangen der Weltenseele, dem Ursprung, und manifestierten sich, bevor sie an diesem Spiel teilnahmen. Ich stelle mir Selbiges spiralenförmig vor. Es ist eine lange, lange Reise und man kehrt immer wieder zurück als eine reifere Frucht, bis man zuletzt, nachdem alle Level gespielt und ausgekostet wurden, ins All-Eine übergeht.

Dann stellt sich eine Frage, die noch etwas größer ist, aber daran zu rütteln, ist mit unserem endlichen Gehirn aus diesem spezifischen Level, völlig unmöglich. Nämlich die Frage, was passiert, wenn das All-Eine wieder eins ist.

Bedeutet das dann das Ende der Welt? Herrscht dann Nichts und es ist vorbei? Und wenn nichts herrscht, bedeutet das dann, dass sogar vorbei inexistent ist? Oder gebiert das All-Eine immer wieder und erschafft das wunderschöne Spiel des Lebens? Bedeutet das dann, dass es unendlich ist?

Wie gesagt. Ich denke, in dem Leben, in dem wir grade stecken, gibt es wichtigere und unmittelbarere Fragen zu lösen. Unendlichkeit und Nichts passen in unser Hirn nicht rein. Also stellen wir uns doch lieber den Aufgaben, denen wir gewachsen sind.

Finden wir uns selbst und finden wir heraus, welche unsere Position hier ist. Pflegen wir unsere Seele und sind wir liebevoll zu unseren Mitmenschen und zu uns selbst. Passen wir auf den Planeten auf. Gestalten wir diesen „Traum“, dieses Level, so schön wie möglich für die nächsten bewusst gewordenen Seelen, die sich als Menschenwesen manifestieren werden.

Nach wie vor gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass die Menschheit erwachen wird. Denn in dem Chaos, in dem sie sich die letzten Jahrtausende befindet, wird sie nicht lange bestehen bleiben.

Aber selbst wenn dies dann der Wille des Tao ist, so wird Gondor sich anschließen.

Also dann!

Ich muss meine Schultern jetzt wieder mit Aloe Vera einschmieren. Eine ganz und gar irdische Freude!

Lieber Gruß aus dem Dschungel der südlichen Küsten Sri Lankas

Bleib bei dir.

Dein Troubadour

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