Liebe Freunde!

Nach exakt einem Jahr Pause ist unser Blog, rechtzeitig zu seinem vierten Geburtstag, wieder zurück! Happy Birthday and Welcome Back! Es war ein intensives Jahr, in welchem mein Album und Buch ihren Weg zu euch fanden, in welchem hart gearbeitet wurde und in welchem wir alle mit einer Allgemeinsituation konfrontiert wurden, die – sagen wir mal – nicht üblich war.

Doch ist es nicht einzig Zerstörung, die Neues hervorzubringen vermag? Muss Shiva nicht zuerst vernichten, damit Vishnu erhalten und Brahma neu erschaffen kann? Musste Jesus nicht am Kreuz sterben, damit wir alle von der Erbsünde befreit werden? Musste Ödipus nicht seinen Vater richten, um sich selbst zu retten? Musste die Welt nicht regelmäßig von furchtbaren Katastrophen und Kriegen heimgesucht werden, um einen Schritt voranzugehen?

Drum frage ich: Musste dieser Nullpunkt, an dem wir uns gerade befinden, nicht eintreten, damit wir vielleicht einsehen, dass der schnelle Konsum, das digitale Grabtuch von Turin und die exorbitante Übersättigung uns um keinen Zoll mehr weiterbringen und ungesund für Körper und Geist sind?

Muss das römische Reich nicht ein weiteres Mal seiner eigenen Zügellosigkeit zum Opfern fallen, damit wir uns mit Klarheit aus der Asche erheben und neu beginnen können?

Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht, denn ich habe keine Ahnung, was gerade vor sich geht. Manch einer mag sich vielleicht fragen, wieso ich mich in all der Zeit nie zur Corona-Situation geäußert habe. Ganz einfach: Weil ich schlicht und ergreifend KEINE Ahnung habe. Ich weiß nichts und ich verstehe nichts.

Das Einzige, was ich uns allen mit auf den Weg geben möchte, ist: Man kann auch vorsichtig sein, ohne Angst zu haben.

Daher möchte ich jetzt nicht auch noch darüber jammern, wie schwierig es ist, Künstler beziehungsweise Kunstschaffender zu sein. Des wissma eh olle. Es war vor Corona a ned vü einfacher! Manche tun so, als hätten sie vor Corona die Welttourneen und die Millionenverträge schlechthin vor sich ausgebreitet liegen gehabt. Klar bin ich auch enttäuscht, dass grad alles blockiert ist und ich kaum live spiele. Aber ganz ehrlich: Schwierig und scheiße war es in der Branche vorher auch und wird es immer sein, außer man wird superberühmt. Und hier, auf der Insel der Seligen, haben wir es eh noch am besten dawischt.

Samma uns ehrlich.

Der Trick ist es, die Scheibenwischer zu reinigen, die Illusion zu sprengen und seinem Spiegelbild und der Realität ins blutige Auge zu blicken, ohne mit der Wimper zu zucken. Sagen zu können: Fuck it! Ich tu das alles, weil es getan werden MUSS.

Die Motivation kommt aus den Tiefen der Künstlerherzens, welches sich ausdrücken, verstanden werden und sich selbst und anderen helfen möchte.

Die Motivation entspringt der Notwendigkeit!

Aus diesem Grund sehe ich mich mit Elan und Freude meiner nächsten Albumproduktion entgegen, sowie dem Lektorat des zweiten Bandes der ELASPHERA-Trilogie. Planmäßig sollten diese Produkte in etwa einem Jahr in euren Regalen landen! Let’s hope for the best!

Doch nicht die Zukunft ist es, über die ich mit euch sprechen möchte. Es ist die Gegenwart.

Jeden ersten Sonntag im Monat könnt ihr mich live und bei freiem Eintritt (!) erleben. Die Auftritte laufen unter dem Namen „Troubadour in Wien – Raptis spielt und liest“ und finden in der Weinbar „Schwirtz“ im neunten Wiener Gemeindebezirk statt. Als hätten wir es geahnt, passiert all das um 12:00 zu Mittag, das bedeutet: Keine coronabedingten Ausreden! *lacht* (Checkts auch den gestrigen Livestream auf Facebook aus, wenn ihr wollt. Wir hatten eine grandiose Zeit!).

Überdies folgen (sofern Corona es nach diesem zweiten Lockdown wieder zulässt) wunderschöne Duo-Gigs mit dem griechischen Projekt „Elena und Jannis“, welches ich aus tiefstem Herzen weiterempfehle! (Eines der schwierigsten Programme, die ich je gespielt hab).

Ob ich wieder mal mit voller Band auftreten kann, wird sich zeigen. Wünschen tu ich es mir auf jeden Fall. Aber da ist ja diese Sache mit den Mindestabständen, den beschränkten Plätzen, ergo weniger Gäste, weniger Einnahmen, weniger Musiker. Irgendwie kehren wir alle zu den Roots zurück, habe ich das Gefühl. Ein Mann und seine Gitarre. Viel intimer geht’s wohl kaum.

Was auch immer passieren mag: Wir alle hier am Futtertrog der Geknechteten werden uns nicht davon abbringen lassen, miteinander zu kommunizieren. Es steckt in unserer DNA drin, Musik zu machen, zu singen, zu feiern und miteinander zu sprechen, zu lachen und zu streiten. DAS kann uns kein Social Distancing, kein Anti Social Media und kein Kataklysmus – egal welchen Ausmaßes – nehmen.

Und an alle Musiker da draußen: Um Himmels willen! MACHT MUSIK!

Schreibt Songs, teilt sie auf Facebook, Instagram, YouTube und weiß der Kuckuck wo noch. Macht Live Streams, sprecht zu uns mit eurer Musik! Ihr besitzt diese seltene Gabe, die uns alle heilen, stärken und wiedervereinen kann. Gerade jetzt, mit der Maske und unserem eigenen Kohledioxid in der Bappn, haben wir eure Klänge nötiger denn je!

Hat der Künstler Angst davor, sich auszudrücken?

Nein.

Hat er nicht.

Diese Woge wird vorübergehen, so, wie jede Woge zuvor auch. Wenn es eine Konstante im Universum gibt, dann jene, dass alles eine stetige Wellenbewegung ist. Dieser Spuk wird weiterziehen. Und bis dahin werden wir zusammenhalten, füreinander da sein, miteinander sprechen und miteinander singen.

Keine Angst. Vorsicht reicht.

Euer Troubadour

PS: Hier noch meine neue Single zum ganz laut Mitsingen ->

5 Gedanken zu “Ansichten eines Troubadours, November 2020: „Ein Jahr später“

  1. Cool, der Song und mir gefallen deine Ansichten!!!!

    Aber eine Frage hätte ich doch: Wie viele Frauen hast du eigentlich? 😊

    Alles Liebe!

    Barbara

    Von: Jannis Raptis Official Website Gesendet: Montag, 2. November 2020 12:51 An: [email protected] Betreff: [New post] Ansichten eines Troubadours, November 2020: “Ein Jahr später”

    Jannis Raptis posted: “ Liebe Freunde! Nach exakt einem Jahr Pause ist unser Blog, rechtzeitig zu seinem vierten Geburtstag, wieder zurück! Happy Birthday and Welcome Back! Es war ein intensives Jahr, in welchem mein Album und Buch ihren Weg zu euch fanden, in welchem hart g“

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  2. Schön, dich wieder zu lesen. Viel zu wenige Leute wirbeln so durch die Sprache und bringen sie damit augenzwinkernd zum Klingen wie du. Bitte wieder mehr davon.

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