Einen wunderschönen Montagabend und herzlich Willkommen zu Woche 5 und damit dem Beginn von Monat 2 in „AeT“!

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Beginnen wir den neuen Monat also mit Elan und Lebensfreude! Ich bin unlängst in Wien gelandet und werde Dezember und Januar in der Stadt sein. Das erfüllt mich mit Stolz und Freude.

Wie war dein Wochenbeginn? Wie hat er dich begrüßt?

Ich habe im Kampf gegen den Jetlag heute ordentlich einstecken müssen und von 6:00 bis 15:30 geschlafen. Aber immerhin bin ich endlich richtig gut ausgeschlafen und unfassbar gut drauf!

Heute gibt’s keine skurrilen Geschichten über Zanderfilets und Insekten am Esstisch. *lacht*

Während also Claude Debussys Magie durch die Boxen strömt und das Zimmer in eine Oase aus tausend Farben verwandelt, betätige ich die Seiten meines Reiselaptops, obwohl mir nun auch der Luxus des IMacs zur Verfügung stünde. Aber irgendwie kann ich auf dem Stahlkoloss, der den angebissenen Apfel der Götzenanbeter symbolisiert, nicht schreiben. Auf diesem kleinen Laptop hingegen sind hunderte, mittlerweile sogar tausende von Seiten beschrieben worden. Meine Finger kennen die Tastatur auswendig, ich tippe komplett blind wie eine Sekretärin aus den 30ern. Dieser Laptop ist mein zweites Gitarrengriffbrett. Ich liebe diese kleine Maschine, ganz gleich, wie oft ich ihre Mutter, ihr Haus und ihre Götter beschimpft habe, wenn die Rückmeldung nicht kam.

Hier kann ich mich fokussieren.

Weißt du, wovon ich spreche? Kennst du das, wenn bestimmte Objekte, die im Grunde seelenlos sind, tatsächlich zur Erweiterung deines Armes werden können?

Genauso ist das mit meinen Gitarren. Ich besitze eine Gitarre im Wert von fünf Riesen und etliche andere der gehobenen Mittelklasse. Meine neueste Gitarre jedoch, für die ich weniger als 300 Dollar ausgegeben habe, ist zur der Gitarre geworden, die ich am meisten liebe. Es scheint mir, dass ich jahrelang nur auf dieses Instrumentchen gewartet habe. Unsere Verbindung ist unaussprechlich. Das hatte ich in der Form NOCH NIE!

Das erinnert mich an die Autos eines guten Freundes. Er besaß zwei Autos, eine löchrige Schrottmühle, die jeden Monat mehrere tausend Euros an Reparatur verschlang, einfach weil sie völlig hinich war. Und einen Ford Scorpio aus den 90ern, der zwar haufenweise Sprit fraß, aber doch einen gewissen Luxus aufwies.

Dennoch. Der Scorpio stand fast immer in der Garage. Stattdessen fuhr der Autobesitzer mit der alten Mühle, die jede Sekunde auseinander zu fallen drohte, seltsame Geräusche von sich gab und deren Lichter einem immer wieder zuzwinkerten. Ein Mal im Monat forderte dieser „Milleniumfalke“, wie wir den Wagen liebevoll nannten, seinen Tribut bei der Autoreparatur.

Jahrelang begriff ich nicht, wieso mein Kollege das Ding nicht einfach verkaufte oder verschenkte. Aber irgendwann wurde mir klar, dass er einfach eine viel zu starke Verbindung mit diesem Auto hatte. Er liebte es, weil es ihm in der Vergangenheit mal das Leben gerettet hatte, weil es vollgestopft war mit Erinnerungen und wertvollen Momenten. Es war irgendwie eine Zauberkiste, ein Kabinett voller Farben und Stimmen, eine Kutsche ins Reich der Träume.

Okay, ich muss wiedermal übertreiben.

Aber du verstehst, worauf ich hinauswill. Es ist Debussy, dessen Ganztonleitern mich grad ins Nirwana schießen. Außerdem war es heute sonnig in Wien, das ist unfassbar wichtig für mich. Der gestrige Tag war einfach nur zum Scheißen.

3 Fakten zum Tag (28. November), nachdem wir die letzten Tage darauf verzichteten:

1240: Mongolische Truppen unter der Führung Batu Khans beginnen die Belagerung von Kiew. Die Stadtmauern werden mit Katapulten beschossen.

1905: Am Theater an der Wien in Wien erfolgt die Uraufführung der Operette Der Rebell von Leo Fall.

1969: Die Rolling Stones veröffentlichen das Studioalbum Let It Bleed.

Ja. Soviel dazu.

Heute habe ich es mithilfe eines guten Freundes nach mehreren Tagen der Rastlosigkeit wieder einmal geschafft, den Moment zu leben. Weißt du, wie? Mithilfe einer Technik, die ich oftmals gepredigt habe, sie aber selber viel zu selten verwende.

So simpel und doch so wirksam! Hier ist sie:

  • Das Gehtempo um 50% verringern
  • Den Blick nach oben richten und sich auf Häuserdächer und Baumwipfel konzentrieren
  • Durchatmen und auf den Atemfluss achten
  • Das Gesicht zu einem entspannten Lächeln formen

Wir rennen durch die Welt mit Scheuklappen, getrieben und gehetzt, auf der verzweifelten Suche nach einem Zanderfilet um drei in der Nacht, auf dem Weg in irgendwelche Spelunken oder Büros, und so weiter und so fort. Wir müssen das nicht erneut durchkauen.

Du weißt, wovon ich spreche.

Ich will dich auch ermutigen, dir den Blogpost von letztem Dienstag (22. November) anzusehen, wenn du Lust und Zeit hast.

In diesem Sinne: Leben wir den Moment, genießen wir unsere Schrottmühlen und Klappergestelle von Laptops und freuen wir uns auf eine Woche voller Inspiration und Winterzauber!

Hier noch ein Foto von letzter oder vorletzter Nacht. Findest du, dass ich cool aussehe oder eher versandelt? Oder leben wir in einem Zeitalter, in dem das Hand in Hand geht?

 

Juhu!

Danke, dass du meinen Blog liest, Brüderlein und Schwesterlein. Es bedeutet mir viel.

Die Ganztonleiter sei mit uns!

Adieu

 

(Jannis Raptis, „Ansichten eines Troubadours“ Blog 2016, www.jannisraptis.com)

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