Einen wunderschönen guten Morgen!

Was macht die Kunst? Wie magisch kann ein Mensch sich fühlen, wenn er bei Minus 6 Grad Celsius mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die graue Stadt fährt, um eine Arbeit zu verrichten, die er möglicherweise verabscheut?

Ist er deswegen ein Tor oder ein namenloser Held?

Ist ihm klar, was er tut? Oder folgt er blind einer Regel, die er für richtig befindet? Tut er das alles möglicherweise nur, um sich und seine Familie zu ernähren? Bedeutet das, dass alle Türen, die er hätte öffnen können, nun verschlossen sind?

Oder handelt es sich bei einer Aufopferung solcher Natur um die edelste aller Tugenden? Könnte ein Mensch, der eine Arbeit verrichtet, die ihn zwar bricht, ihm jedoch ermöglicht, seine Miete, seine Versicherung und die Schule seiner Kinder zu zahlen, der einzig wahre Held unserer Gesellschaft sein?

*7-sekündige Gedankenpause*

Lass uns darüber nachdenken.

Ich persönlich habe mich zwar gegen oben genanntes Verhaltensmuster entschieden, aber das ist nur meine eigene, bescheidene Meinung. Lieber ersticke ich im Schneckenschleim, lieber ernähre ich mich von Heuschrecken und wildem Honig, als die wenigen Jahre, die mir geblieben, nicht mit dem zu verbringen, was ich gerne tue.

Man leidet ohnehin genug im Leben. Ich denke, man sollte irgendwo in den Süden fahren und dort mit den Delfinen schwimmen.

Aber was ich denke, spielt doch ohnehin keine Rolle. Und dass man mich einen abgehobenen Realitätsverweigerer nennt, der nicht arbeiten möchte, stört mich schon lange nicht mehr.

Ich arbeite 6 bis 12 Stunden täglich an dem, was mir Freude bereitet. Und ich arbeite hart. Diese Arbeit verrichte ich mit Liebe und Achtsamkeit und ich denke, dass wenn jeder Mensch, seine Arbeit finden würde, diese Welt ein besserer Ort wäre.

Ist das Anarchismus? Ist das Utopie? Ist das blanker Wahn?

Ich weiß es nicht, Jim. Ich weiß es nicht.

Erzähl mir von dir. Wie war dein Wochenende? Wie hast du dich heute gefühlt, als der Wecker geläutet hat? Was war das Highlight der letzten 24 Stunden? Wie vielen Menschen hast du gesagt, dass sie eine Bereicherung für dich sind und wie vielen hast du es nicht gesagt, obwohl du es gedacht hast?

Als ich gestern einen Hochzuckerschokoriegel aß und die Endorphine mich durchfuhren, da dachte ich mir: Wie schön wäre diese Welt nur, wenn Beziehungen in jeder Form einfach funktionieren könnten? Ohne viel Blabla, ohne Missverständnisse.

Wenn wir alle die Gleiche Sprache sprechen würden! Wenn unsere Gehirne allesamt „blau“ als „blau“ und „süß“ als „süß“ wahrnehmen könnten.

Wäre die Welt dann eine Bessere? Eine Einfachere?

Oder machen möglicherweise Probleme und Verwirrungen solcher Natur den Menschen erst zu einem Individuum und die Menschheit zu einer besonderen Spezies?

Hätte die Natur dieses kleine Ärgernis lösen können und hat sie sich bewusst dagegen entschieden?

Wenn ausnahmslos jede Beziehung zwischen Mann und Frau zum Scheitern verurteilt ist, wenn größenwahnsinnige Herrscher Mauern bauen und Häfen für ihre Brüder unzugänglich machen, wenn Dämonenfürsten aus „religiöser“ Überzeugung einander die Köpfe ab- und einschlagen, kann ich diese Welt dann noch in irgendeiner Form ernst nehmen?

Die Antwort lautet Nein.

Und deswegen schaffe ich es laut und losgelöst zu lachen! Es ist ein gutes Gefühl, ein befreiendes Gefühl. Denn schlussendlich bleiben einem nur mehr der Galgenhumor und die Erkenntnis, dass diese Dimension ein absoluter Wahnwitz ist!

Du und ich, wir haben es nicht verdient jeden Tag zu leiden, nur weil wir die Nachrichten einschalten und in jeder Sekunde dabei zusehen, wie das ach so hochgelobte Zoon Politikon sich selbst abschafft, ja geradezu zu einem Zoon Apolitikon wird und mit geiferndem Kiefer nach Erlösung lechzt.

Wir haben es nicht verdient zu leiden, weil unsere sorgfältig ausgesuchten Worte kein Gehör finden.

Nein, nein und nochmal nein.

Lass uns froh und munter sein! Genießen wir die Zeit, die uns gegeben, lieben wir die Menschen, die unsere Liebe verdienen, und vergeben wir zumindest all jenen, die das nicht tun.

Ich bin 25 Jahre alt und fühle mich wie ein alter Mann. Niemals zuvor habe ich die Kürze des Lebens und dessen Aufforderung, es zu inhalieren, als wenn es kein Morgen gäbe, so intensiv gespürt.

Das ist gut so.

 

Gott schütze dich, mein Lieber/meine Hübsche!

Möge der Montag, der Lord der Augenringe mit dir sein!

Adieu

 

(Jannis Raptis, „Ansichten eines Troubadours“ Blog 2017, www.jannisraptis.com)

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