Fortsetzung von Woche 4, Tag 6:

(…) Und, dass ein Dutzend Armbrüste auf sie gerichtet war.

„Ähm, Jeff, was… was geht hier vor sich?“, stammelte Alec, der mit der Situation ganz offensichtlich völlig überfordert war.

„Meine Herren“, begann Jeff, wobei er sich an die Bewaffneten wandte, „hier liegt offenbar ein Missverständnis vor. Wir sind nur drei einfache, mittellose Barden, die geliehene Sakkos und wertlose Zigarren paffen. Bitte, so senket doch die Waffen.“

Wie, um seine Worte zu verhöhnen, öffnete sich die Tür der Kneipe ein weiteres Mal und, begleitet von einem eiskalten Dezemberwind, trat eben jener Mann ein, den jeder in der Stadt als „Den Gendarmen“ kannte.

„Oh, scheiße“, knurrte Dan und ließ den kahlen Schädel hängen. „Jetzt sitzen wir tief drin im Sudus.“

„Meine Herren!“, versuchte es Jeff erneut, doch die ruhige Stimme des Gendarmen unterbrach ihn.

Es war die Stimme eines Mannes, der es gewohnt war, Befehle zu erteilen.

„Abführen“, war das einzige, was er sagte.

 

(7 Sekunden Gedankenpause)

Die drei Verhafteten sitzen nebeneinander in einer Zelle. Ihre Hände sind gefesselt. Alec’s Augen sind blutunterlaufen, seine Schläfen ergraut. Dan blickt starr zu Boden und knabbert an seinem Daumen. Jeff hat das Gesicht in den Händen vergraben.

Unsere drei Helden sehen nämlich keinen Ausweg aus ihrer misslichen Situation.

I.

„Mozart hat dieses Jahr die meisten Alben verkauft“, kam es von Dan, als aus einer der benachbarten Zellen Musik erklang.

„Jeffrey“, sagte Alec und fuhr sich durch den Haarschopf. „Warum zu Teufel wurden wir verhaftet?“

„Das…“, begann Jeff, „ist schwer zu erklären.“

„Versuch’s.“

„Es geht um eine uralte Fehde“, sagte Jeff und seufzte. „Die Gendarmerie und der Hazoshul-Kult kommen, gelinde gesagt, nicht besonders gut miteinander aus.“

„Seit wann ist das so?“, wollte Dan wissen.

„Seit dem Interregnum.“

„Deshalb wurden wir verhaftet?“, wunderte sich Alec.

„Der alte Kultist hat für zu viel Aufsehen gesorgt. Und scheinbar befindet sich die Kneipe im Schutze der Gendarmerie. Ein unschöner Zufall. Aber wir sind hier im Nu wieder draußen. Wir kannten den Kerl ja nichtmal“, sagte Jeff.

„Das will ich hoffen. Ich habe morgen noch einen Termin beim Urologen“, seufzte Alec kopfschüttelnd. „Was für ein Ärger!“

„Isolieren wir uns“, sagte Jeff trocken.

„Wir sind immer isoliert, Mann“, schalt ihn Dan und brach urplötzlich in Gelächter aus.

Es war das Lachen eines Mannes, der alles verloren hatte.

Alec fiel in das schaurige Lied mit ein. Jeff folgte ihm wenige Augenblicke später.

„Zugegeben“, stammelte Alec nach einer Weile, unter Lachtränen, „ich konnte den Tapetenwechsler nicht bezahlen, weil ich mir einen nigelnagelneuen Transistor in Bad Vöslau gekauft habe.“

„Oh, komm schon!“, rief Jeff. „Einen Transistor?“

„Er war federleicht und klein!“, erklärte Alec mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Meine Herren! Es REICHT.“

Mit einem Mal herrschte Stille. Verstört blickten die drei Verhafteten in die finstre Ecke, aus der die Stimme gekommen war.

(Fortsetzung folgt maximal im Fieberwahn)

 

(Jannis Raptis, „Ansichten eines Troubadours“ Blog 2016, www.jannisraptis.com)

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