Einen wunderschönen Donnertag! Donnerstag, meinte ich.

Wie geht’s?

Ich höre Frank Sinatra’s Weihnachtslieder auf non-stop, studiere Keksrezepte und katapultiere mich in die zauberhafte Welt von Coca Cola, Santa Claus und einem stetig abfallenden Dollarkurs.

Nett!

Wieso macht die Amerikanisierung nur so viel Spaß, zum Teufel? *Seufz*

Was gibt’s Neues bei dir? Ist dir klar, dass wieder einmal das Wochenende vor der Tür steht?

Meine Güte!

 

Ja. Ohne Worte.

Heute bekam ich einen Brief von der Greencard-Lotterie, dass meine Teilnahme (für die ich 100 Euro gezahlt hab) jetzt offiziell genehmigt wurde. Wer weiß? Vielleicht hat diese alte Seele endlich mal `n bisschen Glück… Ich glaub’s zwar nicht, aber ich hoff’s. Drück mir die Daumen!

Ich MUSS einfach rüber.

Sonst ersticke ich.

Apropos ersticken. Heute habe ich zum ersten (und wahrscheinlich letzten Mal) in dieser düsteren Woche etwas Weises gesagt.

Ich jammerte zusammen mit einem Kumpel und Musikerkollegen über die Ungerechtigkeit der Welt, die unmenschlichen Hürden, denen man als indipendent artist begegnet, den ganzen bürokratischen Scheiß, der deutlich mehr Zeit und Energie in Anspruch nimmt als das Musikmachen per se und das ständige Unverständnis der Mitmenschen, die einen entweder für eine exzentrische Sensation oder für einen realitätsverweigernden Sozialschmarotzer mit Alkoholproblem halten. Wir jammerten über die sinnlosen Labels und Musiklokale, die uns das Gefühl geben, uns einen Gefallen zu tun und die wir auch noch bezahlen (!) müssen, damit sie kooperieren, wir jammerten über das desinteressierte, verblödete Volk, das lieber Hunderte von Euros für „Star“-Dj’s auf Ibiza ausgibt als fünf Euro für einen independet artist in Wien.

Kurz: Es ging um die totale Sinnlosigkeit des Unterfangens, Musiker in dieser Gesellschaft sein zu wollen.

Ich erklärte ihm, dass ich schon längst nicht mehr hoffte, mit dem Zeug reich oder etwa ernst genommen zu werden und dass ich mich bereits gefügt hätte und den Pfahl der Konzerne brav schluckte, ganz so, wie eine gute Hure es auch zu tun hat.

Und ich sagte den Satz: „Ich bezahle, um nicht zu ersticken.“

Danach verfielen wir in brütendes Schweigen, denn wir beide wussten, dass ich recht hatte.

Nichts – und ich wiederhole: NICHTS! – ist wichtiger für einen Künstler, als sich auszudrücken. Und wenn er auch nur einen einzigen Narren findet, der ihm zuhört und dessen Werk schätzt, dann bedeutet das für einen Künstler die Welt.

Ich habe für fünf, für fünfzig und für fünftausend Leute gespielt. Klar: Es ist der Traum eines jeden Musikers, jeden Tag auf großen Bühnen für fünftausend, oder gar fünfzigtausend, oder etwa fünfhunderttausend Leuten zu spielen, verdammt viel Geld zu verdienen und sich NUR auf die Musik zu konzentrieren.

Und klar, der Weg dorthin ist hart und blabla, darüber möchte ich jetzt gar nicht reden.

Ich denke, es ist wichtig, zum Ursprung zurückzukehren. So viele unserer Künstlerkollegen (mich eingeschlossen) sind unglücklich, weil sie ständig sehen, was sie NICHT erreicht haben. Dabei lassen sie gerne auch das Wörtchen „noch“ aus.

Das ist absurd!

Stattdessen sollten sie sich mal ansehen, was sie bereits erreicht haben – undzwar jeder Einzelne von uns.

Wenn du es geschafft hast, ein einziges Mal in deinem Leben einen einzigen Menschen mit deiner Kunst zu berühren, dann hast du bereits mehr geschafft, als dir vermutlich klar ist.

Du bist ein Zauberer. Ein Krieger des Lichts, der die Gabe besitzt, die Realität seiner Zuhörer zu beeinflussen.

Das allein ist Macht genug.

Sattle deine Schindmähre, pack deine drei besten zerschlissenen Leinenhemden, stimm deine ramponierte Laute, öle dein Haar, wasche dein Gesicht und reite los. Auf Gedeih und Verderb!

Geh zaubern. Gib den Hoffnungslosen Hoffnung und den Wahnsinnigen Vernunft.

Du gehörst nämlich zur geheimen Bruderschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Welt zu verbessern.

Und vielleicht auch sich selbst.

Zum Abschluss noch ein Satz, den ein Freund und Krieger des Lichts neulich geteilt und mich damit berührt hat:

Wer den Dorn nicht ehrt, ist die Rose nicht wert.

 

In diesem Sinne: Schönen Abend noch.

Und jetzt genug mit dem Gejammer und an die Arbeit!

Gott sei mit dir.

 

 

(Jannis Raptis, „Ansichten eines Troubadours“ Blog 2016, www.jannisraptis.com)

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